Nachsorge und Prävention von physischer Gewalt
Die Schulleiter:innentagung vom 22. Oktober 2025 im SAZ Burgdorf beschäftigte sich mit dem Thema Nachsorge und Prävention von physischer Gewalt. Der Experte Lukas Wunderlich zeigte dabei eindrücklich auf, wie wichtig nicht nur die Prävention, sondern auch die Nachsorge nach einer Eskalationssituation ist.
Schulleitungen von Besonderen Volksschulen stehen immer wieder vor der Herausforderung, physische Übergriffe von Kindern mit Behinderungen gegenüber dem Fach- und Lehrpersonal zu bewältigen. Dies stellt nicht nur eine fachliche, sondern auch eine menschliche Herausforderung für das Team dar. Lukas Wunderlich, Berater bei Fischer&Wunderlich und Mediator, zeigte an der Schulleiter:innentagung vom 22. Oktober 2025 im SAZ Burgdorf auf, wie eine gute Nachsorge gelingt und welche Risiken es dabei zu beachten gilt.
Drei Formen der Nachsorge
Bei der Nachsorge werden drei Formen unterschieden, die je nach Grad der Grenzverletzungen einzeln oder kombiniert angewendet werden können: Psychohygiene, kollegiale Nachsorge und professionelle Unterstützung. Wichtig ist, dass es immer zuerst eine emotionale Entlastung braucht, damit die Beteiligten überhaupt in der Lage sind, die Eskalationssituation zu verarbeiten. Erst in einem zweiten Schritt beginnt die eigentliche Nachbearbeitung.
Emotionale Entlastung
Beteiligte einer Konfliktsituation erleben eine hohe Erregung bis zu einem Kontrollverlust. Eine solche akute Belastungsreaktion ist eine normale Reaktion auf ein nicht normales Ereignis. Hilfreich sind in solchen Momenten folgende Schritte: Sicherheit herstellen, Stressreduktion, (parteiliches) Gespräch, Belastungsreaktion ansprechen und normalisieren. Zusätzlich können soziale Netze sowie externe Unterstützung helfen. Nicht hilfreich ist das Negieren von diesen Gefühlen mit Rückmeldungen wie «solche Sachen gehören halt zum Job».
Nachbearbeitung
Bei der Nachbearbeitung gilt es die Eskalationssituation mit dem Personal, den Klient:innen und allenfalls beteiligten Dritten gut aufzuarbeiten, zu reflektieren und mögliche strukturelle Anpassungen zu eruieren. Dies hilft eine Krisendynamik zu durchbrechen und hat eine präventive Wirkung für die Zukunft. Wird die Nachsorge ungenügend umgesetzt, besteht das Risiko, dass sich die Krise verschärft und auf das gesamte System übergreift.
Denkfallen
Sogenannte Denkfallen begünstigen diesen Vorgang. Mit «Denkfallen» meint Experte Lukas Wunderlich typische Interpretationen von Verhaltensweisen der Klient:innen durch die Fachpersonen, welche zwar sehr verbreitet, aber oft nicht hilfreich sind für eine gelingende Begleitung. Beispiele dafür sind Konsequenzen mit unerwünschten Nebeneffekten, sture Regeln für ganz unterschiedliche Klient:innen oder das Entwickeln von Denkschemen, die in «Sieger» und «Verlierer» unterteilen.
Gelingende Nachsorge
Für eine gelingende Nachsorge hilfreich sind der Austausch, das Reflektieren von Parallelprozessen und Konfliktmechanismen sowie das Benennen von Grenzen und das Einfordern von Unterstützung. Für die pädagogische Begleitung der Klienten:innen nützt das gemeinsame Verständnis der Situation, die Klärung von Begriffen sowie das Entwickeln und Üben von Alternativverhalten.